etwas Geschichte….

Vor geraumer Zeit entdeckte Herr Hansfried Schaefer im Pfarrarchiv der kath. Kirche ein Dokument aus dem Jahre 1763. Es handelte sich um die Abschrift einer Kostenrechnung von der Bruderschaft mit dem Namen „Jesus Maria Joseph“. Das Original befindet sich im Staatsarchiv in Wetzlar. Von dieser Bruderschaft ist folgendes bekannt: gegründet wurde sie im Jahre 1713 von Papst Clemens XI, der hierüber eine Urkunde ausstellte.

Diese befindet sich ebenfalls im Pfarrarchiv Rheinbrohl. Das Original ist ein Pergament, welches jedoch sehr stark beschädigt ist, mit anhängender Bleibulle (Siegel der Päpste). Im Mittelalter waren Bruderschaften berufsständig orientiert, sie besaßen große Ähnlichkeit mit Gilden und versahen mancherorts auch die Aufgaben der Zünfte. Zu den Hauptzielen des im späten Mittelalters weit verbreiteten und im Zeitalter des Barock (16/17) zur Hochblüte gelangenden Bruderschaftswesens gehörten Gebetsfrömmigkeit, Glaubensverteidigung und Caritas.

In Rheinbrohl wurde diese Bruderschaft monatlich gehalten, wozu „Stationarii“ aus Tönnistein bestellt wurden, die den Dienst versahen. Während den Bruderschaftstagen, die sich hauptsächlich mit Beten und Glaubenslehre befaßten, wurden auch Opfer gesammelt. Diese wurden hauptsächlich für die Besorgung und Bezahlung der Geistlichen, für das Wachs der Kerzen während der Bruderschaft, und wie aus der Aufstellung ersichtlich ist, zur Unterstützung der Kirchenkasse, unter anderem auch für Reparaturen an der Kirche und Entlohnung verschiedener Personen im kirchlichen Kreis verwendet. In dieser Kostenaufstellung aus dem Jahre 1763 finden wir unter Punkt 31. das die Böingschläger 2 Quart Wein verzehrt haben. Diese Tatsache stellt zur Zeit die erste Erwähnung der heutigen Bemmschlägerzunft dar. Es wäre nicht verwunderlich, wenn eines Tages noch ältere Kostenaufstellungen mit solchen Eintragungen gefunden werden .

Wegen der Wichtigkeit dieser Urkunde ist der Text in voller Länge in dieser Schrift wiedergegeben. Wie dort ersichtlich , wurden die meisten Verbindlichkeiten in Wein bezahlt. Dieses erklärt sich aus der Tatsache, daß Rheinbrohl von jeher ein Weindorf war. Die Bürger hatten mehr Naturalien, in diesem Falle Wein, als Geld. Das haben selbst die Bemmschlägerbrüder noch in der neueren Zeit feststellen können, wenn sie mehr Wein als Geld bei ihrer jährlichen Sammlung bekamen.

In einem Brief aus dem Jahre 1840, wo Pfarrer Bergmann an den „Trierer Bistumsverweser “ schreibt, erfahren wir, das die Bruderschaft seit mindestens 1834 nicht mehr besteht, jedoch noch ein Restkapital von 121 Taler vorhanden ist.

Wissenswertes zu den alten Münzen und Hohlmaße:

Quart: Qu (Hohlmaß) 1 Ohm = 2 Eimer = 120 Quart = 137,404 ltr
(Preußen) 1 Eimer = 68,702 ltr
1 Quart = 1,145 ltr (= 2 Schoppen = 0,5725 ltr ? Annahme!)
Schoppen: Sch (Hohlmaß) (Frankfurt) 1 Schoppen = 0,448 ltr
Albus: A (Scheidemünze) (Rheinland 18. Jahrh.) 1 Albus = 3½ Pfennig = 12 Heller in Köln
78 Albus = 1 Rtl (Reichstaler)
Reichstaler: R oder Rtl. (Silbermünze) (in der Urkunde rh !) (Köln) 1 Reichstaler = 78 Albus

 

Kaufkraft:
Zeitraum
Münzeinheit
1937/38
1967
1611 -1622
1 Reichstaler
25,– RM
45,– DM
1622 -1775
1 Reichstaler (i. Durchschnitt)
18,00 – 24,– RM
32,50 – 43,20 DM

 

In anderen Gegenden weichen die Münzen und Hohlmaße erheblich ab.

Alte Rechnung a. d. Jahr 1763

1.

Auf Bruderschaftstag vor (=für) Communikanten Wein in die Kirche gegeben 2 Qu.(art) 9 Sch.(oppen)

Auf den Montag ½ Quart

18. Albus

4. Albus

2.

Die Bruderschafts Kiste durch den Schreiner reguriren lassen.

Vor Bord nur Macherlohn

18.
3.
Dem Glöckner gezahlt vor Glockenschmieren
12.
4.
Nur Brumöhl zur Kirchenuhr “ (schmieren)
3.-
5.
Den 13. auf Bruderschaftstag vor Communikanten Wein 2 Quart W.(ein)
20.-
6.
Auf den Montag ½ Quart Wein
5.-
7.
7. desgl.(eichen) Montag desgl.(eichen)
8.
h.Christfeiertage vor Communicanten Wein im Ganzen 7 Quart 1 Schoppen A.1 rh.
33. A.
9.
Vor Johannis Wein 6 Quart
1 “ 18.
10.
Auf Namen Jesufest Communikanten Wein ½ Quart
11
Den Tag darauf vor Communikanten Wein ½ Quart
12.
Bruderschaftswein
13.
Nach Gehalt Rechnung hat Competenz an den Kerzenmacher zu Linz laut Quittung vor
6.- –
14.
Den 28. den Vorsteher berufen lassen denselben Vertrag gethan daß der Pater Stationarius von Tönnystein die Montägige Messe mitthue vor die abgestorbene Appliciren (?) Vorsteher hat deswegen eine Änderung gemacht und vor ihn Diäten verzehrt 2 Quart Wein.
15.
d.1. haben Schöffen und Vorsteher ich verhandelt und im Zustande des Pastors sich unterredt und beschlossen einen anderen Stationarius bedingen, als ist bei dieser nötigen Unterredung anstatt Diäten verzehrt worden 6 Quart Wein
1. 18.
16.
Derwegen ist Competens mit einem Brief von Pater Guordian auf Andernach geschickt u. einen andern Stationarius zu bekommen. Wer künftig hin die Bruderschaft zu bedienen vor den Qu.
18.
17.
Weilen Competens bei Pater Guordian eine abschlägige Antwort erhalten, absind deswegen abermal Schöffen und Vorsteher converirt wieder Rath zu pflegen vor die Herehn während Bruderschatz u. stat. zu bekommen, als ist dieser Unterredung verzehrt worden 3 Quart Wein
36.
18.
14. Bruder W.(ein) Communicanten Wein
19.
Den 1. Maerz auf St. Swiberti ist unter dem Gottesdienst an Pulver verschossen worden laut Quittung vor
Weil dieses Pulver nicht hinlänglich war hat Competens beim Jäger Hack noch 1½ Pfd. Pulver gezahlt mit
für Pulver abzuholen
Derjenige welcher die Böller gelöst hat 3 Quart Wein

6A.(lbus)

27.-
6.
36.

20.
Bürgermeister von Niederhammerstein welcher die gewöhnliche Osterkerz überbrachte eine Mahlzeit
Darüber verzehrt 2 Quart Wein a. 12

9.

24.-

21.
Auf Swibertitag Communicanten Wein 2 Quart
24
22.
St. Josephstag Communicanten Wein den Tag darauf „
6
23.
Ist dem Glöckner vor Glocken und Uhrenschmieren
15.
24.
Von Palmsonntag bis den ganzen osterlichen Zeit vor Communikanten Wein im ganzen 11 Quart 3 (Schoppen)
25.
Auf Gründonnerstag zur Abwaschung des Altars 2 Quart Wein.
26
26.
30. bei dem Pastor an Chrysamgeld gezahlt
Dem Glöckner vor Brumöhl zur Kirchenuhr
1 (?)
27.
13. Bruderschaft Communikanten Wein Montag dergl.(eichen)
28.
Den 12. ist die Procession übern Rhein nach Tönnihstein gefahren, als haben die Fergen (Fähre) gewöhnlicher Maaßen zu verzehren 6 Quart Wein, weylen aber damals wegen Wind und sonsten stürmischen Wetter die Schiffleute viele Mühe gehabt, als ist denselben vom Vorsteher noch zugesetzt worden 2 Quart also in total 8 Quart 12 Sch denselben vor Rheinbrol gezahlt.
1 rh 42.
29.
Haben 13 Mann Bauholz zur Schule gefahren jedem 1 Quart Wein.
30.
Auf S. Dreifaltigkeitstag vor Communikanten Wein (ge)geb.(en) 3 Quart
Montag darnach ½ Quart Wein
24.
30.
Ist in Festo Corporis Christi ist an Pulver verschossen
Ist vor Hanv in die Böller zu stopfen
Eine Bürde alte Rahm zum feuern
8.8.
4
3
31.
Es haben die Chorsänger regulirter Maaßen zu verzehren
Es haben die Himmelträger damals verzehrt 4 Quart Wein
die Böingschläger haben verzehrt 2 Quart
die Brudermeister “ 2 Quart
2.-
32.
Auf Bruderschaftstag vor CommunikantenWein in die Kirche geben 2 Quart Auf den Montag darnach ½ Quart Wein
33.
9/8 (9.August) Bruderschaftstag Communikanten “ (Wein)
34.

Den 17/8. dem Glöckner vor große u. kleine Hostien gezahlt
den 4/9. hat der Leyendecker das Dach auf der Pfarrkirche bestiegen dazu 3 Fuß Leyenstein gekauft. Diese bezahlt mit 300.
200 halbe Speichernägel dem Leyendecker; Leyendecker hat sich vorbehalten 1 Quart Wein.
Den 5. der Schreiner Georg Langer die Treppe in der Kirche auch das Tuchfell (?) repariren lassen vor Nägel u. Bord
Dem Schreiner vor Arbeitslohn gezahlt 8.

Ist die Procession wieder von Bornhofen gekommen als ist mit dem Geistlichen welcher die Prozession begleitet verzehrt worden 2 Quart Wein 9.

Auf Bruderschaftstag vor Communicanten Wein in der Kirche geben 2 Quart.

Den Dag darnach ½ Quart

Viehstall an der Schuhle das Dach auf dem Wall mit Ziegeln zu decken u.s.w. Dem Meister Mathias Zwick wegen Schmittarbeits an den Gemeinde Pfütze (Brunnen?) u. Glocken vermöge Rechnung derselben gezahlt
Dem Organisten sein Jahrgehalt zahlt mit
Dem Herrn Primissoris Fähr und den Füllwein ist derselbe nach Tönnisstein geschickt worden einen Pastor zu bestellen vor die Bruderschaft zu bedienen vor Quart
(24. nach Leutesdorf geschickt bei Herrn Amtsverwalter eine Arrest zuneh-men auf die Eichenbäume welche den Pastor von Hammerstein in unsern Privatbüschen gehauen hat)
31/1. Auf Tünnistein geschickt einen Pastor vor die einfallende Bruderschaft zu bestellen.